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Schnepf, M. 2022. Chemisch-Werden: Verkörperte Momente urbaner Zugehörigkeit in Berlin. sub\urban: zeitschrift für kritische stadtforschung 10 (2/3): 17-42. https://doi.org/10.36900/suburban.v10i2/3.762

Chemisch-Werden: Verkörperte Momente urbaner Zugehörigkeit in Berlin

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Chemie, Körpern und Stadt in ihren intimen Verstrickungen und wechselseitigen Beeinflussungen. Er untersucht, wie sich die Stadt mittels Chemie auf verschiedene Weise in Körper einschreibt und gleichzeitig das Städtische in chemisch vermittelten Körperpraktiken ständig neu produziert wird. Ausgehend von einer ethnographischen Forschung in einem höherpreisigen Friseursalon in Berlin schlage ich vor, die intentionale und lustvolle Nutzung chemischer Substanzen mit ihren zugehörigkeitsstiftenden Effekten in den Blick zu nehmen. Urbane Zugehörigkeit wird dabei nicht als abgeschlossener Zustand verstanden, sondern als Fluchtpunkt, den einige Berliner*innen in sich überschneidenden Anwendungsformen von Schönheitsprodukten, Drogen und Pharmazeutika anstreben. Das Konzept des „Chemisch-Werdens“ begreift dabei spezifische Lokalitäten in Berlin, Körper in ihren intimen Beziehungen und Imaginationen des Städtischen als ein beständiges Wechselverhältnis. Ich stelle diese materiellen und affektiven Ko-Transformationen ethnographisch anhand von zwei Momenten des „Chemisch-Werdens“ vor: der Herstellung erstens von Looks mithilfe von Schönheitsprodukten im Salon und zweitens von Lust unter Zuhilfenahme von Drogen und der pharmazeutischen HIV-Prophylaxe PrEP in der (schwulen) Klubszene. In diesen Praktiken manifestiert sich urbane Zugehörigkeit nicht zwangsläufig in einer geteilten Identität oder festen Subkultur, sondern erscheint als affektives Zugewandt-Sein und materiell-körperliches Streben-nach.

Chemical becoming: Embodied moments of urban belonging in Berlin

This paper focuses on chemistry, bodies and the city in their intimate entanglements and mutual interference. It explores how the city variously inscribes itself into bodies through chemistry and how the urban is constantly re-produced in chemically mediated body practices. Based on ethnographic research in an upmarket hair salon in Berlin, I analyze how the intentional and pleasurable use of chemical substances produces belonging. Urban belonging is not understood as a finished state. Instead, it constitutes a vanishing point that some Berliners aspire to in the intersecting usages of beauty products, drugs and pharmaceuticals. “Chemical becoming” describes specific localities in Berlin, bodily intimacies, and urban imaginaries as constantly constituting each other. I present these affective and material co-transformations through two ethnographic moments of “chemical becoming”: First, I analyze, how looks are produced with the help of beauty products in the salon and, second, how pleasure is achieved with help of recreational drugs and the pharmaceutical HIV prophylaxis PrEP in the (gay) club scene. In these practices, urban belonging does not necessarily translate into a shared identity or fixed subculture but appears as an affective orientation and material-corporeal striving.

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